Montag, Juni 26, 2006

Der erste Monat

Heute in fruehen Morgenstuden wurde JJ1 erschossen. Der andere JJ, ich will ihn mal JJ2 nennen, hat sich auf nach Sibirien gemacht. Was soll man da noch sagen. Gibt es ausser dem Namen noch andere Gemeinsamkeiten zwischen JJ1 und JJ2. Der eine hat braunes, verfilztes Haar auf dem Kopf, der andere hat es ueberall am Koerper. JJ2 hat ein unberechenbares, chaotisches Verhalten - JJ1 auch. JJ2 hat eine unordentliche Behausung. Was JJ1 angeht kann ich da keine Aussage machen. Ich glaube, er hatte gar keine. Er ist eher so umhergestreunt. Der eine hat gerne mal Schafe gerissen und Huehnerstaelle gepluendert. Also mit Pluendern kennt sich JJ2 auch gut aus, er ist da allerdings nicht nur auf Huehner und Schafe festgelegt. Obwohl er meiner Meinung nach ein flauschiges Schaf auch nicht links liegen laesst.

Der Baer wurde ja in Bayern geschossen. Dort sprechen sie ja so komisch. In Oesterreich auch. Wir bekommen derzeit nur Anrufe aus Oesterreich. Das kann man manchmal gar nicht verstehen. Ab Heute muss ich immer 7 Uhr mit der Arbeit anfangen. Also war ich heut Morgen pflichtbewusst um 5.45 Uhr aufgestanden und zu meinem Fahrrad geschlurft. Es nieselte. Eigentlich nieselte es nicht richtig. Die Luft war von Wasser durchtraenkt. Ein feiner, dichter, feuchter Nebel legt sich ueber alles. Tiefe, graue Wolken. Das Wetter passt eher zu dem, wie ich mir Irland eigentlich vorgestellt hatte. Bisher war es hier fast ausschliesslich sonnig. Bei HP angekommen musste ich feststellen, dass die Kantine noch geschlossen hatte. Alles dunkel und verlassen. War aber auch nicht schlimm. Kaffee und Tee gibt es hier kostenlos in der Etagenkueche. Eingeloggt beim Harald. Mein Computer geht immer noch nicht richtig. Der Franzose, (hiess er Marc?), schaute komisch. Ist nicht ueblich an einen anderen Computer zu gehen. Und woher hatte ich ueberhaupt die Passwoerter. Anrufe kamen dann doch keine. Eigentlich soll Montags immer am meisten zu tun zu sein.

Letzten Freitag hatte ich meinen ersten Monat in Dublin rum. Was soll ich sagen. Fuehl mich wohl. Menschen nett. Arbeit nett. Moechte noch nen paar Iren kennenlernen. Moechte mein Englisch noch verbessern. Werd wohl anfangen Irland zu erkunden.

Donnerstag, Juni 15, 2006

Neuigkeiten

Zitat aus Spiegel-Online: "Dank einer herausragenden Moral hat die deutsche Nationalmannschaft Polen besiegt und einen großen Schritt Richtung Achtelfinale gemacht." Ist nix neues. Polen haben wir schon mal besiegt. Und noch was: "Regen beendet Ausschreitungen in Dortmund: Regen ist doch der beste Schutzmann." Der gute alte Regen. Aber ist der nicht an Alzheimer gestorben.

Neuigkeiten fuer Juergen: "Oesterreichischer Autofahrer hat den Braunbären JJ1 angefahren" Wahrscheinlich hat JJ1 das Auto mit einem Schaf verwechselt. War halt nen weisser Smart.

Wusstet ihr schon, dass der 18. Juni der Autistic Pride Day ist. An dem Tag wird die Neurodiversitaet von Leuten im autistischen Spektum begangen. Soll wohl bedeuten, Autisten sind auch Menschen, nur anders. Die Polen aber nicht.

Verzeit das Niveau. Wir warteten heute den ganzen Tag auf Testanrufe, nachdem uns am Morgen gesagt wurde, unsere gestrigen waeren verbesserungswuerdig - Nur kammen keine. Frust.

Mittwoch, Juni 14, 2006

Der Test

Um 14 Uhr soll der Test beginnen. Die Aufregung wandert um unsere Tische und klopft uns auf die Schultern. Der Chef hat uns schon die dritte Version eines Zugangs zu einem Citrix-Was-auch-immer gemailt. Keiner kann sich die ganzen Passwoerter, Zugangsvarianten usw. merken. Chef hat die Telefone getestet. Meine Nummer ist die 31588. Hab aber immer noch nicht alle Zugangsberechtigungen, weshalb ich mit Gideon zusammenarbeiten werde.

Dienstag, Juni 13, 2006

Strandspaziergang

Gestern Abend bin ich zum Strand gegangen. Das hat ich schon mal versucht. Habs aber nicht geschafft. Der Strassenverlauf aehnelt hier einem Labyrint. Du gelangst an Plaetze die du noch nie gesehen hast, aber nie die die du suchst. Diesmal nahm ich einen Plan mit. War gerade Ebbe. Wusste gar nicht, dass es hier auch Ebbe und Flut gibt. Aber warum auch nicht. Es gibt hier keine Strandpromenade, wie in Deutschland. Ich glaub das ist so ein kultureller Unterschied. Hier mischt sich der Staat in wenige Dinge ein. Weniger oeffentliche Ausgaben. Wenn du zum Strand willst, musst du dir ein Haus am Strand kaufen oder dem tollen Golfclub auf der huebschen Insel vor Dublin beitreten. Jedenfalls brauchst du Geld. Irland, glaub ich, ahnelt sehr der USA. Hab einen Weg gefunden. Musste noch ueber eine kleine Mauer klettern. Ebbe. Gab komisch aussehende Muscheln, so ca. 10 cm lange, roehrenfoehrmige. Bin ja kein Biologe. Gab auch andere Muscheln. Lebten auch noch ein paar. Wenn ich die beiden Haelften auseinander ziehen wollte, wehrten die sich immer. Und diese Wattwuermer. Das Wasser stieg erstaunlich schnell an.

Morgen wird Polen gegen Deutschland spielen (World Cup). Mein Mitbewohner ist Pole und schaut sehr viel Fussball auf dem winzig kleinen Fernseher in unserem Gemeinschaftsraum. Mal sehen wie das ausgeht.

Die Arbeit wechselt zwischen Chaos und Langeweile. Meine Gruppe hat immer noch nicht gestartet. Die naechsten Tage sollen ein paar Testanrufe kommen. Mal sehen. Ab und zu sollen wir was neues installieren oder etwas durchlesen. Keiner weiss etwas wirklich. Haben zwei Italiener und einen Spanier dazu bekommen.

Anke hat sich entschlossen nach Portugal zu gehen. Sie hat sich einen Kleinbus gekauft. Ihre Kinder hat sie verkauft, Amanio bleibt in Berlin. Nein, war nur Scherz. Familie geht natuerlich mit. Find ich gut, also das Nach-Portugal-gehen. Und mit Kleinbus. Macht den Kindern bestimmt Spass.

Ich werd immer legaler. Hab eine PPS-Nummer und ein Bankkonto beantragt, hab einen Arbeitsvertrag. Wenn ich nicht bald mein 12A abgebe, wird eine Emergency-Tax von meinem Gehalt abegezogen, 49%. Bekomm ich aber beim naechsten mal wieder.

Dienstag, Juni 06, 2006

Zimmer/Gummientenrennen/Frauen-Mini-Marathon

Hab nen Zimmer gefunden. Ist aber nur fuer die naechsten 3 Monate. So hab ich aber mehr Zeit zu suchen. Das Zimmer ist ziemlich im Sueden der Stadt, in der Naehe von einer Universitaet. Um genau zu seien wohnen in dem Haus normalerweise auch Studenten. Die vermieten aber ueber Sommer ihre Zimmer, wenn sie nicht in Dublin sind. Die Gegend ist huebsch gruen und ruhig. Das wollt ich schon immer mal, im Gruenen wohnen. Gestern wollt ich mal an die Kueste laufen, kann ja nicht weit weg sein. Hab aber nicht mit der irschen Strassenplanung gerechnet. Habs naemlich nicht geschafft. Uberall kleine Strassen mit kleinen Villen, bei denen man sich etwas wie ein Eindringling vorkommt, schlaengeln sich durch die Gegend, achten aber darauf alle nicht zum Strand zu kommen. Bin schon zweimal joggen gewesen, aufm Campus, so wie ein richtiger Student. Macht Spass. Parallel zu mir ist noch ein Pole in das Haus eingezogen. So wohnen jetzt ein 20 jaehriges Maedel, was ich noch nie gesehen hab, der Pole und ich in dem Haus. Die Vermietung laeuft hier schnell ab. Nicht so ein gegenseitiges Beschnueffeln, wie in Berlin, mit Kaffee und langem Gespraech. Vorbeigehen, anschauen, nehmen oder nicht. Wirkte auf mich etwas unfreundlich, dieser geschaefliche Umgang. Der Pole scheint aber nett zu sein. Ist 26 Jahre. Sieht aelter als ich aus. Kann hier sowieso keiner glauben, dass ich schon 30 bin.

Gestern war ich mit Gideon in der Stadt. Wir liefen etwas herum. Er zeigte mir Dublin. Im Gegensatz zu mir sieht Gideon aelter als seine 34 aus. Ist ein ganz lieber. Auch interessant. Er hat das Hobby Radio hoeren. Ja, Radio hoeren. Gibt einige davon in Deutschland. Treffen sich auch jaehrlich. Wenn ich es richtig verstanden hab, geht es wohl darum, moeglichst weit entfernte, kleinere Sender auf KW oder MW zu empfangen. Das wird dann auf Kassette aufgenommen. Einer seiner besten Momente war wohl, als er Indonesien rein bekommen hat. Das seltsamste waren lange, monoton gesprochene Zahlenkolonnen. Hab neulich in einer Doku gesehen, dass auf diese Weise die Geheimdienste ihre Spione kontaktiert haben. Die Vielfalt der Programme hat aber in den letzten Jahren nachgelassen. Die Internetradiostationen findet er nicht so gut. Da fehlt die Herausforderung, ist zu leicht, jeder kann auf einen Knopf druecken und Radio von ueberall auf der Welt in guter Qualitaet empfangen. Auf dem Fluss Liffey fand ein Gummientenrennen statt. Wirklich, tausende gelber Gummienten auf dem Wasser zu Plastikteppichen zusammen getrieben. Seltsamer Anblick. Habs auch nicht richtig geschnallt. War wohl zu wohltaetigen Zwecken. Jede Ente hatte ne Nummer drauf. Es gab auch ganz vereinzelt blaue und orange Enten oder Enten mit einer anderen Form. Boote angelten die Enten aus den Fluss und warfen sie den Zuschauern zu. Ich hab auch eine. Viele landeten auf der Strasse und trafen Autos oder/und wurden von ihnen ueberfahren. Waere in Deutschland einfach nicht moeglich. Erstmal wegen der Umweltverschmutzung und dann der Verkehrsgefaehrdung. Ueberleg mal du faehrst Cabrio und eine gelbe Gummiente fliegt dir an den Kopf. Abends fuehrte mich Gideon in seinen Pub. Gideon ist sicher alles andere als cool, nicht in dem Sinne von Obermacker mit zwei Maedels links und rechts. Er ist aber auf seine unbeholfene Art ein sehr lebensfroher, lustiger Mensch. Viele im Pub kannten ihn, inklusive des Musikers und des Stammiren. Ich glaube jeder Pub hat einen Stammiren. Dieser hier stand bei bestimmten Liedern, z.B. Jonny Cash, immer auf und sang mit. War nen extra Mikrophon fuer ihn da. Er hatte eine extrem verrauchte Stimme, sicherlich eines Jonny Cashs wuerdig. Der Pub war voll mit Menschen von ueberall, viele Deutsche, Schotten, Italiener, natuerlich Iren. Ein Guinnes 4,10€. Ist der Standardpreis ueberall in der Stadt. Die Leute kommen sehr schnell mit einander ins Gespraech. Muss ich mich erst dran gewoehnen.

Heute wollte ich mein Fahrrad holen fahren. Also mein Fahrrad werd ich auch holen. Wenn es denn noch da steht neben diesem Hostel, was mich letzte Woche rausgeworfen hat, und nicht geklaut worden ist. Aber fahren konnt ich nicht. Nicht mit dem Bus. Der kam nicht. Dafuer standen viele Menschen an der Strasse. Nach einer Weile kam ein Rollstuhlfahrer auf der Strasse an, dann ein paar Frauen, schliesslich ganz viele Frauen, ingesamt wohl ueber 20.000. War der Mini-Marathon der Frauen. Und alle liefen an mir vorbei. Ich musste dann auch laufen, um in die Stadt zu kommen, 5 km vielleicht oder mehr. Ein paar Maenner waren auch dabei. Die hatten sich dann aber meist als Frauen verkleidet mit Kunstbruesten, Nonnenkostuem oder Minirock. Die Feuerwehrmaenner spritzen mit ihren Schlaeuchen die ganzen Frauen nass.

Die Woche muss ich mich endlich mal um den buerokratischen Kram kuemmern. Hab immer noch keine PPS Nummer, noch kein 12A abgegeben. Eigentlich arbeite ich illegal. Aber kann man illegal arbeiten, wenn man keinen Arbeitsvertrag hat. Wohl schon. Hab ich aber auch noch nicht. Sollte ich schon zwei mal bekommen. Erstemal stimmte Adresse nicht, zweitmal das Gehalt, was mich nicht gestoert hatte, waren es doch 5.500€ mehr im Jahr, bin aber zu ehrlich. Ein Bankkonto brauch ich auch.

Viel Gruess, Kristian

PS: Das ist ein ganz privater Blog, also nicht ueber Google oder so zu finden. Ihr koennt also ruhig rein schreiben. Ist nicht schlimm. Keiner wird lachen. Versprochen.

PPS: Liebe Susi, hast Du eigentlich den Feuerwehrmaennerkalender bei dir aufgehangen?

Donnerstag, Juni 01, 2006

Mir ist langweilig. Ich bin auf Arbeit. Es gibt aber nichts zu tun. Ich schreibe Emails, lese Zeitungen im Internet und son Zeug. Eigentlich sollen wir trainieren. Um genau zu sein sollen wir vom GSD uns mit unserem bevorzugten Programm, dem OVSD, bekannt machen und wie ein SPOC ablaeuft. Ich liebe die Abkuerzungen. Hier gibt es fuer alles Abkuerzungen. Das macht es Aussenstehenden nahezu unmoeglich zu folgen. Jedenfalls kann ich eh nicht trainieren, weil meine Zugangsberechtigungen noch nicht alle arbeiten. Aber immerhin hab ich inzwischen einen Computer. Aber auch nur, weil heute Diane aus unserer Gruppe aufgeben hat. Wahrscheinlich vor Langeweile. Nein, sie will weiter nach Europa. Ich bekam ihren Computer. Huebsches Teil.

Mir ist langweilig. Ich bekomme Geld dafuer, dass mir langweilig ist. Das Gegenteil meines Studiums. Auch mal eine interessante Erfahrung. Fuer meine Diplomarbeit hab ich jeden Tag sonstwieviel gearbeitet, oft auch am Wochenende und Feiertagen, und kein Geld bekommen. Zusaetzlich hatte ich noch einen schlechten Status als fauler Langzeitstudent, der seinen Eltern auf der Tasche liegt. Hier arbeite ich nichts und bekomme gutes Geld dafuer. Gehe mit einem guten Gefuehl nach Haus, ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu sein.

Es wird Zeit das hier mal ein Deutscher das Management uebernimmt. Diese Iren sind einfach zu entspannt in allem was sie tun.

Viele Gruesse nach Berlin, Kristian

PS: JJ, wann gehst Du denn nun nach Sibirien? Welche Email-Adresse haste da?